Sozialer Notstand - Wie sozial sind die Sozialsysteme von Deutschland und Tschechien in Wirklichkeit?

Das Beispiel einer chronisch kranken Frau
mit Brittle-Diabetes und einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung

Jedes Jahr sterben in Deutschland zwischen 18.000 bis 30.000 Diabetiker Typ 1 an einer schweren Hypoglykämie

Jedes Jahr sterben in der BRD zwischen 18.000 bis 30.000 Diabetiker Typ 1 an Hypoglykämie

Hypoglykämie, (umgangssprachlich: Unterzuckerung) bezeichnet in der Medizin einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel bzw. eine zu niedrige Glucosekonzentration im Blut. Von einer Hypoglykämie spricht man definitionsgemäß bei Blutzuckerwerten unter 40 bis 50 mg/dl (2,8 bis 3,3 mmol/l). Eine Hypoglykämie muss nicht unbedingt zu klinischen Symptomen führen, kann aber je nach Dauer und Ausprägung des Zustandes beispielsweise mit Schweißausbrüchen und Trübung des Bewußtseins bis hin zum Koma einhergehen. Eine unbehandelte schwere und andauernde Hypoglykämie kann tödlich ausgehen.

Gewisse Zellen des menschlichen Körpers, wie beispielsweise Hirnzellen, sind auf eine kontinuierliche Energiezufuhr in Form von Glucose angewiesen. Bei der Hypoglykämie sinkt der Zuckergehalt des Blutes so weit ab, dass die Funktionsfähigkeit der Zellen beeinträchtigt wird. Daher treten bei stoffwechselgesunden Personen bereits bei Werten unter etwa 60 mg/dl erste Kompensationsmechanismen auf, deren Ziel es ist, den Blutzuckerwert wieder zu steigern. Durch diese Kompensationsmechanismen kommt es beispielsweise auch bei längeren Hungerperioden nicht zu bedrohlichen Hypoglykämien. Ursache einer Hypoglykämie ist in aller Regel ein relatives Übermaß an dem Blutzucker-senkenden Hormon Insulin im Blut, oder die Überdosierung Blutzucker-senkender Medikamente, wie bestimmter Antidiabetika, wodurch die physiologischen Kompensationsmechanismen überfordert werden. Ursache einer solchen Hyperinsulinämie ist meist eine Überdosierung einer Insulin-Injektion im Rahmen der Behandlung einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). In sehr seltenen Fällen können auch insulin-produzierende Tumore (Insulinome) die Ursache sein.

Die Therapie der Hypoglykämie besteht aus der oralen Gabe von Glucose. Im medizinischen Notfall (schwere Symptome oder Koma), oder wenn der Patient nicht schlucken kann, muss Glucose intravenös verabreicht werden. Zur Blutzuckersteigerung kann notfallmedizinisch auch intramuskulär oder subkutan Glucagon verabreicht werden. Langfristig ist die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels durch eine Verbesserung der Insulintherapie oder die Beseitigung anderer Ursachen (beispielsweise Entfernung eines Insulinoms) angezeigt.

Als Hypoglykämie bezeichnet man einen Blutzuckerspiegel unter 40 bis 50 mg/dl beziehungsweise 2,8 bis 3,3 mmol/l. Ab welchem Blutzuckerspiegel Symptome auftreten ist individuell verschieden. Auch das rasche Absenken eines erhöhten Blutzuckerspiegels begünstigt deren Auftreten. Daher wird die Hypoglykämie klinisch in vier Stufen eingeteilt von asymptomatisch (keine Symptome), über mild und moderat, bis hin zu schwer (Koma), was lebensgefährlich sein kann.

Eine Hypoglykämie ist immer schädlich: Studien zeigen, dass in Folge einer Unterzuckerung Demenz, Schlaganfall, Blutdruckkrisen, Herzrhythmusstörungen oder sogar plötzlicher Herzstillstand auftreten können. "Dies ist eine Erklärung für ungeklärte Todesfälle bei Diabetikern. Je nach Untersucher kann von einer Mortalität in der Hypoglykämie bei Typ-1-Diabetikern zwischen sechs und zehn Prozent der Todesfälle ausgegangen werden. Beim Typ-2-Diabetiker gibt es keine verlässlichen Daten, mit Ausnahme der Sulfonylharnstoff induzierten Hypoglykämien, bei welchen mit bis zu zehn Prozent Todesfällen gerechnet werden muss", meint Professor Rosak, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Frankfurt-Sachsenhausen im Vorfeld der Tagung von diabetesDE/Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG), die vom 5. bis 7. November 2009 im ICC Berlin stattfand.

!!! In Zahlen: bei rund 300.000 Diabetikern Typ 1 in Deutschland (Quellen: siehe unten) sterben dann an einer Unterzuckerung in der Bundesrepublik Deutschland jedes Jahr zwischen 18.000 und 30.000 Menschen!!!

Karin war oft alleine einer solchen Gefahr ausgesetzt und in mindestens zwei Fällen im Koma

Bedingt durch den jahrzehntelangen Diabetes mellitus Typ 1 hat Karin in den letzten Jahren die Fähigkeit verloren, rechtzeitig eine Unterzuckerung zu bemerken. Im Schreiben vom 19.08.2015 an die AOK Hessen hat Karin, um die drastische Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes zu verdeutlichen, auf vorgekommene Hypoglykämien (mit Werten unter 50 mg/dl) in den letzten Jahren verwiesen, die in den beigefügten Kopien ihrer Blutzuckertagebücher dokumentieret waren:

28.12.2012: 49 mg/dl; 30.12.2012: 47 mg/dl; 02.01.2013: 49 mg/dl; 12.03.2013: 40 mg/dl; 12.04.2013: 48 mg/dl; 17.04.2013: 43 mg/dl; 08.06.2013: 29 mg/dl (Anmerkung: bei einem Wert von 27 mg/dl setzt das Koma ein!); 10.06.2013: 45 mg/dl; 30.06.2013: 48mg/dl; 24.07.2013: 37 mg/dl; 03.08.2013: 45 mg/dl; 23.08.2013: 37 mg/dl; 06.12.2013: 39 mg/dl; 27.12.2013: 36 mg/dl; 11.01.2014: 38 mg/dl; 13.02.2014: 49 mg/dl; 21.02.2014: 43 mg/dl; 22.02.2014: 48 mg/dl; 23.02.2014: 43 mg/dl; 26.02.2014: 46 mg/dl; 14.03.2014: 38 mg/dl; 20.03.2014: 43 mg/dl; 04.03.2014: 42 mg/dl; 07.04.2014: 49 mg/dl; 18.04.2014: 39 mg/dl; 28.04.2014: 47 mg/dl; 11.05.2014: 48 mg/dl; 01.03.2015: 44 mg/dl; 04.03.2015: 41 mg/dl; 07.03.2015: 46 mg/dl; 08.03.2015: 46 mg/dl; 13.04.2015: 47 mg/dl; 02.05.2015: 47 mg/dl; 05.06.2015: 47 mg/dl; 12.07.2015. 48 mg/dl; 03.08.2015: 42 mg/dl. Alleine hier werden 36 Hypoglykämien im Zeitraum von Dezember 2012 bis August 2015 aufgeführt!

Karin war in diesen kritischen Situationen alleine und auf sich selbst angewiesen!

In zwei Situationen konnte Karin bei schwerer Hypoglykämie, bei der sie das Bewusstein verloren hatte, nur durch das rechtzeitige Eingreifen einer anderen Person geholfen werden: am 07.04.2014, als sie bei ihrem Ehemann in der Tschechischen Republik sich aufhielt und am 01.08.2015, als ihr Ehemann sie 30 Minuten lang nicht telefonisch erreichen konnte und daraufhin die Vermieterin verständigte. In beiden Fällen wurde rechtzeitig Erste Hilfe geleistet und in beiden Fällen wurde der Rettungsdienst gerufen. Beide Rettungseinsätze sind durch Einsatzprotokolle belegt, die in Kopie auch der AOK Hessen vorliegen.

Die behandelnde Diabetologin von Karin hat eine Ärztliche Bescheinigung zur Vorlage bei der Krankenkasse ausgestellt. Darin attestiert die Äzrtin im Falle von Karin:

  • Die Patientin hat einen Diabetes mellitus Typ1- ED 1992.

  • Es besteht eine Hypoglycämie-Wahrnehmungsstörung.

  • Die Patientin hat einen so genannten Brittle-Diabetes mit starken Schwankungen und problematischer Einstellung.

  • Hierunter kommt es sehr häufig zu Unterzuckerungen, welche von der Patientin nicht mehr bemerkt werden.

  • Insbesondere schwere Unterzuckerungen (d.h. die Patientin ist nicht mehr in der Lage, sich selbst zu helfen) treten sehr häufig auf.

  • Aufgrund der schweren Unterzuckerungen, sowie der Folgeerkrankungen und dem hierdurch erhöhten Risiko für eine tödliche Komplikation, wird die dringende Notwendigkeit gesehen, dass die Patientin nicht mehr alleine lebt, sondern unter regelmäßiger Betreuung durch einen Angehörigen steht.

  • Zudem wird der Wiedereinstieg in ein Arbeitsverhältnis, bei schon in Ruhe schwankenden Blutzuckerwerten, als problematisch angesehen, da es unter den Arbeitsbedingungen mit erhöhtem Stress sowie nicht kalkulierbarer körperlicher Arbeit zu vermehrten Blutzuckerschwankungen gekommen ist.

Wie wird das deutsche Sozialsystem im vorliegenden, nicht alltäglichen Fall vorgehen? Wird man alle Fakten im Falle von Karin ignorieren und versuchen bei Karin auf jeden Fall "die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen" - und dabei in Kauf nimmt, dass sie dann wieder alleine auf sich gestellt an einer Hypoglykämie sterben kann? Wenn das so sein sollte, dann hat Kostenersparnis Vorrang vor menschlichen Leben in Deutschland! Oder wird man anerkennen, dass es hier um ein Menschenleben geht? Wird man anerkennen, dass Karin auch aufgrund ihres derzeitigen Krankenzustandes nicht mehr für das Berufsleben geeignet ist?

Quelle für die Zahlenangabe der Diabetiker Typ 1 in Deutschland: Die Webseite der Deutschen Diabeteshilfe http://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes/diabetes_in_zahlen/)

(Quelle für die Prozentangabe der jährlichen Todesfälle der Diabetiker Typ 1 infolge einer Hypoglykämie in Deutschland: Die Webseite Das unabhängige Diabetes DiabSite http://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes/diabetes_in_zahlen/

Anmerkung: Anhand dieser beiden Quellen- und Zahlenangaben (300.000 Diabetiker Typ 1 in Deutschland + sechs bis zehn Prozent der Todesfälle infolge Hypoglykämie) sind die Zahlenangaben der jährlichen Todesfälle bei Diabetiker Typ 1 in Deutschland erfolgt.

Letzte Aktualisierung am 13.02.2018

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